Buchvorstellung: “Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus” von Shoshana Zuboff

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Obwohl sich das Buch “Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus” mit einem eher wissenschaftlich geprägten Thema auseinandersetzt, machen Zuboffs bildliche Beschreibungen mit dem Aufgreifen von historischen Vergleichen, bekannten Unternehmen und früheren Theoretikern wie Karl Marx und Hannah Arendt das Verstehen und die Tragweite von Überwachungskapitalismus einfach.

Generelle Informationen:

  • Erscheinungstermin: 04.10.2018
  • Verlag: Campus
  • Autor/in: Shoshana Zuboff (Professorin an der Harvard Business School)

Aufbau des Buches:

„Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ gliedert sich in drei Teile mit jeweils drei bis vier Unterkapiteln und einer Schlussbetrachtung als eine Art Epilog, der sich reflektierend an einem Ausblick versucht. Beginnend mit der Entstehung des Überwachungskapitalismus durch Google und der Ausbreitung auf weitere Unternehmen analysiert Zuboff die Weiten des Überwachungskapitalismus als instrumentäre Macht.

Hintergrund zur Entstehung des Buches:

Zuboffs Untersuchungen begannen mit Studien im Rahmen einer Reihe von Interviews mit Unternehmern und Angestellten aus dem Hightech-Sektor in den Vereinigten Staaten und Großbritannien im Jahr 2006. Konkrete Ergebnisse zu ihrem spezifizierten Thema und den fokussierten Unternehmen erlangte sie durch Interviews mit Datenwissenschaftlern.

Inhalt:

„Überwachungskapitalismus, der

1. Neue Marktform, die menschliche Erfahrung als kostenlosen Rohstoff für ihre versteckten kommerziellen Operationen der Extraktion, Vorhersage und des Verkaufs reklamiert […]“

Shoshana Zuboff in ihrem Buch “Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus” (2018)

Als eine neue, beispiellose Form des Kapitalismus beansprucht der Überwachungskapitalismus den Menschen als Quelle eines kostenlosen Rohstoffes. Die aus menschlicher Erfahrung gewonnen Verhaltensdaten werden zur Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen genutzt. Durch künstliche Intelligenz wird mithilfe dieser Daten eine Vorhersage zu unserem derzeitigen und zukünftigen Verhalten getroffen. Dieses Datenprodukt ist Handelsgut auf einem neuartigen Markt, der in der Herrschaft von Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und Amazon steht.

Ziel der genannten Unternehmen ist es laut Zuboff, uns selbst zu automatisieren (beispielsweise mit dem Ziel der Wahlmanipulation). Und gerade aufgrund der intelligenten Vernetzung von jeglichen Geräten, Dingen und Räumen aus dem Alltagsleben scheint ein Entkommen vor dieser Art von Einflussnahme und Kontrolle aussichtslos.

Als Nutzer der Produkte von Google und Co. und somit auch als Rohstofflieferanten haben wir kaum Informationen über die Unternehmen und ihre Arbeitsweisen, die sie letztlich zu Reichtum bringen. Im Hinblick auf Zuboffs Bezeichnung des Überwachungskapitalismus als „antidemokratische soziale Kraft“ scheint die Dringlichkeit gegeben, zu handeln und aus der Unterordnung auszubrechen.

Zuboff selbst fasst zusammen: „Dieses Buch möchte aufzeigen, was am Überwachungskapitalismus merkwürdig, originell, ja unvorstellbar ist.“

Kritiken:

“Wir leben im Überwachungskapitalismus. Hier wird dieser Begriff in so vielen Facetten ausgeleuchtet wie in keinem anderen mir bekannten Werk zum Thema.”

Armin Thurnher, Falter, 10.10.2018

“Wenn die Bedeutung eines Buches daran gemessen wird, wie effektiv es die Welt beschreibt, in der wir uns befinden, und wie viel Potenzial es hat, diese Welt zu verändern, dann ist es meiner Meinung nach das wichtigste Buch, das in diesem Jahrhundert veröffentlicht wird.”

Zadie Smith, The Guardian, 21.09.2019

Außerdem biete ihr Buch, „und das ist wirklich maximal enttäuschend, überhaupt keine Perspektive auf eine Politisierung des Phänomens, gar auf gesellschaftlich wirksame Gegenwehr.“

Harald Welzer (deutscher Soziologe und Sozialpsychologe), taz Futurzwei Nr. 7/2018, S. 68.

Literaturquelle: Zuboff, S. (2018). Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Frankfurt/New York: Campus Verlag.