Definition „Algorithmus“: Was sind Algorithmen?

Algorithmen bezeichnen einen abstrakten Begriff, mit dem man immer mal wieder in der digitalen Welt, Mathematik und Informatik zusammentrifft. Doch was genau stellen diese Algorithmen dar? Und inwiefern hängen sie mit unserem individuellen Verhalten und unserer Digitalen Souveränität zusammen?

Der Begriff “Algorithmus” ist abgeleitet von dem aus der Bagdader Schule stammenden arabischen Mathematiker Al-Chwarizmi (lebte um 800 n.Chr.), dessen Name latinisiert zu “Algorismus” wurde. (Barth, 2013, S. 13f).  

Nach heutigem Verständnis versteht man unter einem Algorithmus ein automatisiertes und endliches Verfahren, das gegebene Eingabeinformationen nach genau definierten Schritten und unmissverständlichen Anweisungen umformt, um damit ein bestimmtes Ziel zu erreichen (Barth, 2013, S. 8). Einfach ausgedrückt sind Algorithmen “nichts anderes als Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um ein (mathematisches) Problem strukturiert zu lösen” (Martini, 2019, S. 17).

Für die digitale Anwendung muss ein Algorithmus in einer für den Computer verständlichen Programmiersprache (wie zum Beispiel Java oder Phyton) verfasst sein (Barth, 2013, S. 16-18).

Mehr zu dem Einfluss von Algorithmen

Algorithmen werden von Menschen geschrieben und sind dem entsprechend erstmal nur so intelligent, wie ihre Schöpfer selbst (Barth, 2013, S. 16). Im Vergleich zu uns Menschen können Algorithmen jedoch rasend schnell “lernen” (Barth, 2013, S. 16), indem sie große Datenmengen (sogenannte Big Data) auswerten, Zusammenhänge zwischen Informationen herstellen und in einen Kontext setzen, mit dem sie dann ihr Verhalten anpassen (Martini, 2019, S. 4, S. 21). Auf Grundlage ihrer Erfahrungen sind moderne Anwendungen also in der Lage, sich selbsttätig über ihre Anfangskonfiguration hinaus weiterzuentwickeln (Martini, 2019, S. 19).

Algorithmen begegnen uns überall im Alltag: In der Schule wird man oft schon mit dem Gauß-Algorithmus zur Lösung von linearen Gleichungssystemen konfrontiert (Barth, 2013, S. 7). Ansonsten berechnen Algorithmen auch die Aktienkurse, regulieren Flusskraftwerke sowie die Ampelphasen, und sind allgegenwärtig in der Online-Welt. Einer der bekanntesten Algorithmen ist wohl der Page-Rank-Algorithmus von Google, der die Reihenfolge der Suchanzeigen bestimmt.

“Ohne Algorithmen würde die Welt, so wie wir sie heute kennen, zusammenbrechen.”

Armin P. Barth, 2013, S. 7

Nochmals wichtig hervorzuheben ist der Fakt, dass Algorithmen auf Grundlage von Daten arbeiten. Bei den meisten Online-Diensten wie Sozialen Netzwerken oder digitalen Einkaufsportalen bestehen diese Daten aus persönliche Informationen, die es einem Unternehmen wie Facebook zum Beispiel möglich machen, suizidgefährdete Personen zu erkennen (Martini, 2019, S. 5).  

Aufgrund der Analyse von personenbezogenen Daten werden Algorithmen immer spezifischer: Da sie davon ausgehen, dass sich vergangenes Verhalten wiederholt, steuern sie auf Grundlage unserer bisherigen Entscheidungen den Zugriff auf Wissen (Martini, 2019, S. 4). Konkret bedeutet das, dass sie beispielsweise Anzeigen auf Sozialen Medien und beim Online-Shopping selektieren (Martini, 2019, S. 4).

Algorithmen sind die “Schleusenwärter des Wissens” (Bächle, 2015, S. 22) und werden “immer stärker zu einer zentralen Steuerungsressource der digitalisierten Gesellschaft” (Martini, 2019, S. 4). Die Gefahr von Algorithmen besteht auch in der Intransparenz: Meistens wissen wir nicht, welche Daten ein Algorithmus genau verwendet und nach welchen Faktoren sie analysiert werden. Für unsere Digitale Souveränität ist es daher wichtig, dass man reflektiert mit digitalen Angeboten umgeht und sich vermehrt der Nutzung von datensparenden Alternativen zuwendet, die unter anderem von fair.digital ausgezeichnet werden.

Quellen:

  • Barth, A. P. (2013). Algorithmik für Einsteiger. Für Studierende, Lehrer und Schüler in den Fächern Mathematik und Informatik, (2. Auflage). Springer Spektrum. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-02282-2
  • Bächle, T. C. (2015). Mythos Algorithmus. Die Fabrikation des computerisierbaren Menschen. Springer VS. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-07627-6
  • Martini, M. (2019). Blackbox Algorithmus – Grundfragen einer Regulierung Künstlicher Intelligenz. Springer Verlag. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-59010-2