Definition „digitale Souveränität“: Was ist digitale Souveränität?

Für “fair.digital” ist digitale Souveränität die Selbstbestimmung der persönlichen Daten und die Kompetenz, die Digitalisierung zielgerichtet zu nutzen. Somit lehnt “fair.digital” eine Überwachung, Ausbeutung, Manipulation, Intransparenz sowie einen Aufbau von Abhängigkeiten ab.

Spätestens seit 2013, als die globale Datenüberwachung digitaler Informationseinflüsse durch die US-amerikanische NSA und weitere Geheimdienste öffentlich wurde, ist digitale Souveränität von großer Wichtigkeit (Misterek, 2017, S. 1). Mit dem Begriff der digitalen Souveränität ist eine Zielvorstellung verbunden, die als Kompass dienen kann und deren Maßnahmen kontextgebunden variieren können (Bitkom, 2019, S. 9). Ein Teilaspekt der Digitalen Souveränität ist das Konzept der Datensouveränität (Bitkom, 2019, S. 9), das hier fokussiert werden soll.

Digitale Souveränität ist das Bestimmungsrecht über alle persönlichen digital erfassten Daten (Werden, 2016, S. 35). Dieses Recht wird jedoch durch zwei Gründe eingeschränkt (Wittpahl, 2017, S. 5): Zum einen führt die beschleunigte Entwicklung infolge der Digitalisierung zu Unverständnis der Funktionsweisen von digitalen Technologien. Zum anderen werden die eingeschränkten Nutzungsbedingungen der Anbieter digitaler Systeme meist unverständlich formuliert und einfach von den Nutzern hingenommen.

Wichtig für die Schaffung von digitaler Souveränität ist folglich eine digitale Aufklärung, die die Nutzer aus der digitalen Unmündigkeit und aus dem sorglosen Umgang mit den eigenen Daten befreien kann (Wittpahl, 2017, S. 6). Diese Möglichkeit der unabhängigen Selbstbestimmung (Bitkom, 2019, S. 4) zeichnet einen selbstbestimmten Bürger aus. Nach Dr. Jäger (2016), Bereichsleiter Infrastruktur im Bundesrechenzentrum Wien, sind „[s]elbstbestimmte Bürger [. . .] Herren Ihrer eigenen Daten und können damit auch die Souveränität über Ihre digitale Identität und Ihre digitale Privatsphäre faktisch ausüben“ (S. 24).

Der bürgerliche Traum von „technischer Vertraulichkeit, Integrität, Authentizität, Anonymität, Freiheit, Gleichheit, Netzneutralität, Privatheit, Verfügbarkeit etc. …“ (Pohl, 2016, S. 10) könnte also durch digitale Souveränität verwirklicht werden.

Dafür ist jedoch eine Vermeidung von Abhängigkeit auf internationaler Ebene vonnöten (Bitkom, 2019, S. 4). In Bezug auf die digitale Souveränität Europas geht es mit der Abhängigkeitsvermeidung um die Schaffung und Nutzung eigener Produkte, Ideen und Standards (Oettinger, 2016, S. V). Laut Pohl (2016) würde außerdem auch nur eine internationale Vereinbarung zur Bestrafung von digitaler Überwachung dabei helfen, digitale Souveränität zu etablieren (S. 22).

Durch digitale Souveränität soll ein unabhängiges, selbstbestimmtes und selbstständiges Handeln von Individuen und Unternehmen in der digitalen Welt erreicht werden.

Literatur-/Quellenverzeichnis:

  • Bitkom e.V (2019). Digitale Souveränität: Anforderungen an Technologie- und Kompetenzfelder mit Schlüsselfunktion. Stellungnahme. Bitkom e.V.
  • Jäger, W. (2016). Neue Rolle öffentlicher Rechenzentren für Bürger-Datenschutz und Bürger Befähigung. In M. Friedrichsen, & P.-J. Bisa (Hg.), Digitale Souveränität. Vertrauen in der Netzwerkgesellschaft (S. 23–34). Springer VS. DOI 10.1007/978-3-658-07349-7_5
  • Misterek, F. (2017). Working Paper. Digitale Souveränität: Technikutopien und Gestaltungsansprüche demokratischer Politik. MPIfG Discussion Paper, 17(11), Max Planck Institute for the Study of Societies. http://hdl.handle.net/11858/00-001M-0000-002D-6FCF-0
  • Oettinger, G. (2016). Europa und die Souveränität im Netz. In M. Friedrichsen, & P.-J. Bisa (Hg.), Digitale Souveränität. Vertrauen in der Netzwerkgesellschaft (S. V–VI). Springer VS. DOI 10.1007/978-3-658-07349-7_5
  • Pohl, H. (2016). Der bürgerliche Traum von digitaler Souveränität. In M. Friedrichsen, & P.-J. Bisa (Hg.), Digitale Souveränität. Vertrauen in der Netzwerkgesellschaft (S. 9–22). Springer VS. DOI 10.1007/978-3-658-07349-7_5
  • Wittpahl, V. (2017). Vorwort. In Volker Wittpahl (Hg.), iit-Themenband. Digitale Souveränität. Bürger. Unternehmen. Staat (S. 5– 8). Springer Vieweg.
  • Werden, S. (2016). Digitale Souveränität, ein Orientierungsversuch. In M. Friedrichsen, & P.-J. Bisa (Hg.), Digitale Souveränität. Vertrauen in der Netzwerkgesellschaft (S. 35–51). Springer VS. DOI 10.1007/978-3-658-07349-7_5